Datum: 04./05. September 2003
Ort: Münsterkreuzgang, Münster Basel
Sprecherin:
- Sonja Speiser
Leitung:
- Raphael Immoos
Programm:
- Schubert: Sinfonie Nr. 4 «Tragische»
- Max von Schillings: «Hexenlied», Melodrama für Sprecherin und Orchester
Weitere Informationen:
Max von Schillings
19.04.1868 Düren (Rheinland); †24.07.1933 Berlin
Schillings erwies sich früh als begabter Geiger, gefördert von seiner musikliebenden, aber jung verstorbenen Mutter (geb. Brentano). Auf Wunsch des Vaters studierte er in München Jus, daneben aber auch Philosophie, Kunstgeschichte, Literaturgeschichte und alte Sprachen. Nach dem Studienabschluss wechselte er auf Veranlassung von Richard Strauss ganz zur Musik. Zunächst arbeitete er als freischaffender Künstler und Korrepetitor, ab 1892 als Festspielassistent in Bayreuth. Sein untrüglicher Sinn für geschmackvolle und doch höchst bühnenwirksame Musik sicherte ihm rasch einen ausgezeichneten Namen. Mit R. Strauss, Pfitzner, Furtwängler und Mottl verbanden ihn Freundschaft und gegenseitige Verehrung. 1908-18 amtete er als Generalmusikdirektor in Stuttgart; 1912 erhielt er das Adelsprädikat. Er schrieb 4 Opern (vor allem “Mona Lisa” wurde zum grossen Erfolg und erlebte über 2000 Aufführungen), 4 Melodramen (u.a. “Hexenlied”), sinfonische Fantasien, Bühnenmusiken, ein Violinkonzert, Kantaten, Männerchöre, Lieder und Kammermusik. Zeitgenössische Musik förderte er nach Kräften; als berühmter Dirigent leitete er etwa 40 Uraufführungen. 1919-25 war er Intendant der Berliner Staatsoper. Seit dieser Zeit komponierte Schillings nicht mehr. 1923 heiratete er die Opernsängerin Barbara Kemp. 1932 wurde er als Nachfolger Max Liebermanns Präsident der Preussischen Akademie der Künste, 1933 Generalintendant der Städtischen Oper Berlin. Der soeben an die Macht gekommene Hitler drängte ihn, eine mächtige Stellung als Reichs-“Kulturpapst” anzunehmen. Schillings verweigerte den als Bedingung geforderten Parteibeitritt, unterschrieb jedoch unter dem Druck der Nazis kurz vor seinem Tode noch das verhängnisvolle Dokument, mit welchem Schönberg, Heinrich Mann, Schreker, Werfel und viele andere aus der Akademie ausgeschlossen wurden. Halten wir uns an das „Hexenlied“: „Geht beten, ihr Brüder, und richtet nicht!“ lauten dessen Schlussworte.
Das Hexenlied
Max Von Schillings› Melodrama „Das Hexenlied“ (Text: Ernst von Wildenbruch) wurde 1903 in der Orchesterfassung am Tonkünstlerfest in Basel uraufgeführt. Es singt nicht das Lob der Hexerei, sondern erzählt von der letzten Beichte des Mönchs Medardus im Kloster Hersfeld. Dieser hatte als junger Priester die schwierige Aufgabe, eine als Hexe verurteilte junge Frau auf die Hinrichtung vorzubereiten. Auf dem Scheiterhaufen sang die Sterbende ein wundersames Lied. Dieses Lied und das Bild der Schönen, umzingelt von lodernden Flammen, liessen Medardus sein Leben lang nie mehr los…
„Das Hexenlied“ ist geprägt von Liebe und von Verständnis für menschliche Schwächen. Der Kreuzgang des Basler Münsters, das 100-Jahr-Jubiläum der Uraufführung und der 70. Todestag des Komponisten bilden den passenden Rahmen, um dieses interessante, dramatische Werk dem Vergessen zu entreissen.
Ernst von Wildenbruch
03.02.1845 Beirut (Libanon); †15.01.1909 Berlin
Sohn eines preussischen Diplomaten (damals Generalkonsul in Syrien), Enkel des Prinzen Louis Ferdinand von Preussen. Wildenbruch wuchs in Berlin, Athen und Konstantinopel auf und besuchte das Gynasium in Berlin und Halle. 1863-67 diente er als Gardeleutnant. Es folgten das Jurastudium in Berlin und erste Dichtungen, dann Anstellungen als Referendar und Hilfsrichter. 1877 trat Wildenbruch als Diplomat ins Auswärtige Amt ein; 1887 wurde er zum Legationsrat befördert. 1900 quittierte er aus gesundheitlichen Gründen den Dienst im Auswärtigen Amt. 1907 übersiedelte er nach Weimar. Er schrieb vorwiegend Lieder, Balladen und Dramen mit historischen und patriotischen Inhalten, aber auch Romane und Erzählungen. Sein wohl bedeutendstes Werk ist das sozialkritische Drama “Die Haubenlerche” (1891).